Biografie Herigoyen

Emanuel Joseph von Herigoyen (Belas, 1746 – München, 1817)

Emanuel Joseph von Herigoyen

Auch d`Irigoien, d`Irigoyen, Dirigoien, Dirigoyen, Dirigoyne, de Herigoien, Hirigoyen, Tyrigoien, d`Yrigoien, d`Yrigoyne.

Taufdatum 4.11.1746 in Belas bei Lissabon, Vater Martin war Truchseß des Prinzen Manuel von Portugal seine Mutter war Margarida Valorsy. Erziehung am Colégio das Necessidades der Nerianer in Lissabon. Zeichenunterricht bei einem nach Lissabon gekommenen italienischen Architekten, wahrscheinlich Giovanni Antinori.

Eintritt in die königliche Marine am 14.11.1761; Einsätze 1762 nach Madeira und Porto Santo, 1762/63 Fahrt nach Brasilien – Rio de Janeiro und Salvador. 1764 Einsatz bei Gibraltar, 1765 Begleitschutzfahrten von Handelsschiffen zu den Azoren; 1766 Einsatz nach den Kapverdischen und Bissagos-Inseln.

1766/67 Austritt aus der Marine. Beginn des Studiums der Ingenieurwissenschaften in Paris. 1768/69 Beendigung der Pariser Studien.

In Wien Beginn einer Tätigkeit als Ingenieur bei der Donauregulierung im Jahre 1769, 12.02.1772 Immatrikulation an der Akademie der bildenden Künste in Wien als Ingenieur von Graf Wenzel von Sinzendorf.

1773 Übersiedelung nach Landstuhl/Pfalz als Geometer des Grafen Wilhelm von Sickingen, 1774 erste Arbeiten im kurfürstlich mainzischen Lustpark Schönbusch bei Aschaffenburg. 26.02.1778 Ernennung zum dritten Oberleutnant im Kurmainzer Geniekorps, Übersiedelung nach Mainz, Parkbauten im Schlosspark (Schlösschen, 1778) Schönbusch. Umbau von Schloss Johannisburg in Aschaffenburg und Modernisierung aller Geschosse im Stil Louis XVI., Einbau eines Treppenhauses im Nordostflügel und Neugestaltung der Außenfassade mit Durchfahrt in denkmalpflegerischer Sorgfalt für den Renaissance-Bau.

Im Frühjahr 1789 reiste Herigoyen über die Niederlande, Holland nach England, wo er in London die neueste Architektur kennenlernte. Im rechtsrheinischen Teil des so genannten Oberen Erzstiftes wirkte Herigoyen als Landbaumeister. Die bedeutendsten Werke waren die Landkirchen von Esselbach (1779) und Sulzbach am Main (1786) mit einem monumentalen dorischen Portikus; Schulhäuser in Bad Orb und Schwalbach; Rathaus in Aschaffenburg; Anlage von Straßen; Bemerkenswert ist sein Wiederaufbauplan des 1784 überschwemmten Städtchens Wörth am Main im Geiste der französischen Revolutionsarchitektur. Während der Koalitionskriege gegen Frankreich Tätigkeit im Geniekorps der Aliierten und Anfertigung mehrerer Karten.

Um 1800 Übersiedlung nach Aschaffenburg, dort rege Bautätigkeit für das Bürgertum in der neuen Residenzstadt des Kurerzkanzlers Carl von Dalberg ab 1802. 1804 beruft ihn dieser zum Stadt- und Landbaumeister nach Regensburg. Hier erwartet den Baumeister ein reiches Betätigungsfeld im Staatsbauwesen und für die Oberschicht. Wichtigste öffentliche Bauten sind das neue Theater- und Gesellschaftshaus sowie die gegenüber liegende monumentale Botschaft für den französischen Gesandten am Reichstag (seit 2014 Haus der Musik), womit Herigoyen eine klassizistische Platzgestaltung schuf. Nach der Beschießung Regensburgs im April 1809 durch die napoleonischen Truppen zur Befreiung der von der österreichischen Armee besetzten Stadt schuf Herigoyen einen Wiederaufbauplan des abgebrannten Viertels am Weih St. Peterstor. 1810 fällt Regensburg an das Königreich Bayern.

Der erste Minister von König Max I. Joseph, Graf Maximilian von Montgelas, holt den erfahrenen Baumeister nach München und ernennt ihn am 28.11.1810 zum Oberbaukommissar im Ministerium des Inneren. Hier nimmt er an den Sitzungen der Lokalbaukommission teil und wird Mitglied der Hoftheaterkommission. Sein Entwurf für ein neues Hoftheater unterliegt dem seines Konkurrenten Karl von Fischer. Trotzdem kann Herigoyen 1812 das Isartortheater und das Tor zum Alten Botanischen Garten errichten. 1816 gelingt es ihm, das mittelalterliche Isartor vor dem Abbruch zu retten. 1816 bis 1818 baute er in Happertshausen die Pfarrkirche St. Oswald. Als bewährter Architekt leitet er bis zu seinem Tode am 27.07.1817 das Bauwesen im Königreich.

Herigoyens Architektur ist geprägt durch den französischen Klassizismus und den englischen Palladianismus. Während seiner Kurmainzer Zeit hat er die Möglichkeit, die neuesten französischen und englischen Vorlagewerke zu Architektur und Dekoration in der Hofbibliothek einzusehen. An seinem dorischen Portal in München verwendet er zum ersten Mal an den Säulen eine Farbfassung, die sich an den Publikationen der englischen Architekten und Archäologen Stuart and Revett orientiert.

Herigoyen zählt in Süddeutschland zu den bedeutendsten Architekten des frühen Klassizismus. Durch seine einfache und sparsame Fassadengestaltung nähert er sich dem Winckelmannschen Gedankengut von edler Einfalt und stiller Größe. Seine Innenräume atmen stimmungsvolle Eleganz. Während sein Frühwerk dem Louis-XVI.-Stil noch angehört, stehen seine Regensburger und Münchner Bauten in der Einfügung in die Gartennatur oder das mittelalterliche Stadtbild am Anfang der Romantik.